Symposium

Zur Schwierigkeit des Vergessens.
Das Kino von Chantal Akerman

20. – 22. Oktober
eikones Forum

Ein Jahr nach dem Tod der belgisch-jüdischen Filmkünstlerin Chantal Akerman (1950–2015) widmen sich eine Retrospektive im Stadtkino Basel, ein Seminar mit Studierenden der Kunstgeschichte und Medienwissenschaften und ein internationales Symposium ihrem Schaffen. Von Saute Ma Ville (1968) bis No Home Movie (2015) erkundet Akermans Kunst die Grenzen der Darstellbarkeit mit den Mitteln des Films. Dabei werden verschiedenste Formate und Spielformen des bewegten Bildes erprobt. Akermans Werk erstreckt sich vom Experimentalfilm über den essayistischen Dokumentarfilm zum Melodrama und Musical bis hin zur Literaturverfilmung und seit 1995 bespielen ihre Filme neben dem Kino auch den Ausstellungsraum. Mit präzisen Kadragen, Montagen und rhythmisierten Travellings wird in Akermans Filmen eine Oberflächenspannung konstruiert, auf beziehungsweise hinter, unter dieser etwas schwelt. Durch die Wahl der Themen, der Drehorte und Schauplätze bleibt Akerman am Puls einer Gegenwart, die in besonders zugespitzter Weise von der Vergangenheit heimgesucht wird. Aktualität und Geschichte in ihrer gegenseitigen Durchdringung binden sich an die Wahrnehmung und Handlungen einzelner Subjekte. Denn Geschichte steckt als Erfahrung in den Menschen und kommt in maximal reduzierter und introvertierter Form zum Ausdruck. Durch diese Reduktion wird der Film als die Membran erkennbar, auf welcher Innen und Außen, Privat und Öffentlich, (Auto-) Biografie und Weltgeschichte aufeinandertreffen. Mit Formen und Rhythmen des täglichen Lebens wird einem über Generationen überlieferten Gedächtnis getrotzt. Und gezeigt wird, wie dieses Gedächtnis trotz allem immer wieder Symptome ausbildet. Akermans Filme sehen die Symptome der Erfahrungen auf den Oberflächen der Welt – auf den Gesichtern, den Körpern, den Landschaften, den Straßen der Städte und den Fassaden der Häuser. Geschichte, die nicht vergehen will, beherrscht das Kino von Chantal Akerman. Und zugleich führen ihre Filme uns auch die Kraft vor Augen, mit welcher die Menschen Widerstand gegen die Erinnerung leisten.Im Zentrum des Symposiums steht die Auseinandersetzung mit jenen filmischen Formen, mit denen Chantal Akerman „die Schwierigkeit des Vergessens“ bearbeitet. Es geht aber darüber hinaus auch darum, überraschende Aspekte in ihren Filmen freizulegen und das Oeuvre aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Das Symposium wird zu einem Teil im eikones Forum, zu einem Teil im Stadtkino stattfinden. Neben den Vorträgen wird der gemeinsamen Teilnahme und Diskussion von Filmvorführungen einen Platz eingeräumt. 

 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Stadtkino Basel

18.30         Begrüssung und Eröffnung des Symposiums
durch Ute Holl und Eva Kuhn
Hotel Monterey (1972, 62’)


Freitag, 21. Oktober 2016

Forum eikones

10.00Saute Ma Ville (1968, 13’) 
10.15 – 11.15Vortrag von Mathias Lavin: Akerman’s Diet,
or Food and Melancoly
11.15 – 12.15Vortrag von Ivone Margulies: «And it's so tiring»:       
Fatigue in Chantal Akerman
Mittagspause 
13.15 – 14.15Vortrag von Babette Mangolte: Listening to What
is Out There: Sound Strategies in Akerman’s Films 
14.15 – 15.15Vortrag von Eva Meyer: Wenn eine Szene
in Gesang ausbricht

 


Stadtkino Basel

16.15              News From Home (1977, 85’) 
mit einem Einführungsvortrag von Heike Klippel:         
Das Nichts des blanken Himmels.
Zu Chantal Akermans «News from Home».
Im Anschluss an den Film Diskussion
mit Heike Klippel und der Kamerafrau
Babette Mangolte
Pause
19.15D'Est (1993, 110’) mit einem Einführungsvortrag
von Karola Gramann. Im Anschluss an den
Film Diskussion mit Madeleine Bernstorff und der
Cutterin Claire Atherton
Pause
22.00        Golden Eighties (1986, 96’) mit kurzer Einführung
von Ute Holl

Samstag, 22. Oktober 2016

Forum eikones

10.15 – 11.15Vortrag von Cécile Tourneur:
La voix, partition de l'absence – «News 
from Home» (1976)
11.15  – 12.15Vortrag von Maureen Turim:
Next to Chantal Akerman. An installation            
of Generations and the Shoah
Mittagspause
13.15 – 14.15Vortrag von Griselda Pollock: Encounters in
«ein anderer Schauplatz». Chantal Akerman,            
Sigmund Freud and Charlotte Salomon


Stadtkino Basel

15.15     De L’Autre Côté (2002, 99’) 
Im Anschluss an den Film Diskussion
Pause
17.30             La-Bas (2006, 78’) mit einem Einführungsvortrag
von Claire Atherton: Editing with Chantal Akerman.      
Im Anschluss an den Film Diskussion mit
der Cutterin Claire Atherton
Pause
20.00No Home Movie (2015, 115’)
mit einem Einführungsvortrag von Alisa Lebow:
Identity Slips: The Autobiographical Register
in the Work of Chantal Akerman.


Moderation: Simon Koenig, Simon Vagts, Rahel Villinger, Matthias Wittmann

Veranstaltet durch das Seminar für Medienwissenschaft, das Kunsthistorische Institut der Universität Basel den NFS Bildkritik und das Stadtkino Basel.

Bildangaben: Filmstills aus Chantal Akerman: «Là-Bas» (F 2006)

Retrospektive im Stadtkino Basel: www.stadtkinobasel.ch/filmreihe_stadtkino.php
Ankündigung des Symposiums: www.stadtkinobasel.ch/filmreihe_stadtkino.php
Essay zu den Filmen von Chantal Akerman: www.filmbulletin.ch/full/zeitschrift/2016-6/



Konzept: Ute Holl, Eva Kuhn

Referierende: Ute Holl, Eva Kuhn, Ivone Margulies (New York, USA), Mathias Lavin (Paris, F), Griselda Pollock (Leeds, UK), Heike Klippel (Braunschweig, D), Babette Mangolte (New York, USA), Claire Atherton (Paris, F), Eva Meyer (Brüssel, B), Alisa Lebow (London, UK), Cécile Tourneur (Paris, F), Maureen Turim (Gainesville, USA), Madeleine Bernstorff (Berlin, D)

eikones NFS Bildkritik, Rheinsprung 11, CH - 4051 Basel